Tierarztpraxis Holt
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Das ist doch kein Beinbruch…

… sagt man, wenn man meint, dass etwas nicht so dramatisch ist. Denn ein Beinbruch ist schlimm. Für uns Menschen meist nicht (mehr) so sehr, da es inzwischen eine Vielzahl Behandlungsmöglichkeiten gibt. Für ein Kaninchen dagegen ist es auch heutzutage noch oft ein Todesurteil.

Warum ist das so und wie bricht sich ein Kanichen eigentlich ein Bein?
Kaninchen sind mit einer sehr ausgeprägten Muskulatur ausgestattet, die eine enorme Schubkraft und große Sprünge ermöglicht. Dieser gegenüber stehen eher leichte Knochen mit einer sehr dünnen Außenschicht, die bei Unfällen leider wenig Stabilität verleiht. Kommt es nun zu Stürzen aus größerer Höhe, einem versehentlichen Tritt oder Unfällen wie das Einklemmen in eine Tür o.ä., so erleiden die Tiere nicht selten Brüche im Bereich der langen Röhrenknochen (Ober- und Unterarm, sowie Oberschenkel- und Schienbein), die durch die dünne Außenschicht auch noch häufig in mehrere Teile splittern. Und nun tut noch die kräftige Muskulatur ihr übriges und zieht sich zusammen und damit auch die Knochenstücke, die dann nicht mehr aufeinader sondern nebeneinnander zu liegen kommen. Aus diesem Grunde ist eine sog. konservative Therapie (Richten des Bruches und Schienen bis zur Ausheilung) kaum möglich. Zum einen ist es nahezu unmöglich, die Knochen wieder in die richtige Position zu bekommen (gerade, wenn auch noch Anteile abgesplittert sind), da die kräfitge Muskulatur dagegen arbeitet, zum anderen ist vor allem am stark gewinkelten Hinterbein das Anbringen von Schienen und Verbänden in der Regel zum Scheitern verurteilt.

Was ist bei einem gebrochenen Bein zu tun?
Belässt man alles, wie es ist, so ensteht entweder ein riesiger Kallus (Knochenwulst), der die nebeneinder stehenden Knochenstücke irgendwie verbindet und ein deutlich verkürztes Bein zur Folge hat oder es findet gar keine Stabilisierung statt. In diesem Fall entsteht ein sog. Pseudogelenk, das aber natürlich nicht wie ein richtiges Gelenk, in dem die Knochenenden von Knorpel geschützt und durch Bänder und Sehen in Position und stabil gehalten werden, funktioniert. In beiden Fällen ist mit einer lebenslangen Einschränkung und Schmerzen zu rechnen. Diese Option scheidet also aus.
Handelt es sich um einen relativ glatten Bruch ohne oder mit nur wenigen abgesplitterten Knochenfragmenten, so ist eine chirurgische Behandlung gut möglich. Hierbei wird ein Marknagel in den Knochen verbracht, der dafür sorgt, dass die Knochenenden wieder korrekt aufeinander stehen und sich nicht mehr nebeneinnder schieben können. Ganz kleine Splitter werden entfernt, alle anderen müssen ebenfalls fixiert werden – oft mittels einer Cerclage (einem Draht oder bei ganz kleinen Tieren mit einem stabilen Faden, der die Splitter an den restlichen Knochen heranzieht und in Position hält, bis alles wieder zusammen gewachsen ist. Leider hat sich gezeigt, dass ein Marknagel alleine nicht reicht, weil der Bruch damit alleine noch nicht rotationsstabil ist, d.h. die Knochenenden können sich noch gegeneinander verdrehen. Hierdurch kann es entweder zu einer Fehlstellung oder zu einer bleibenden Instabilität kommen (Wenn die Knochenenden sich permanent gegeneinander bewegen, können sie nicht zusammen wachsen). Deshalb werden zusätzlich zum Marknagel noch mehrere kleine Drähte quer in den Knochen gebohrt und außerhalb des Körpers mit einem Fixateur externe fixiert. Das klingt erst mal gruselig, wird aber von den Kaninchen sehr gut toleriert.
Natürlich sind dieser Methode Grenzen gesetzt: Ist der Knochen in sehr viele kleine Fragmente zersplittert oder ist ein Gelenk stark in Mitleidenschaft gezogen, so dass der Marknagel und/oder die stabilisierenden Drähte nicht mehr befestigt werden können, so ist eine Erhaltung des betroffenen Beines leider nicht möglich. In diesem Falle muss ggf. über eine Amputation nachgedacht werden.

Wie können Brüche vermieden werden?
Kaninchen sind einerseits Fluchttiere, die aus jeder Situation unkontrolliert losspringen können. So sind die häufigsten Verletzungsursachen immer noch Sprünge vom Arm/Schoß oder ein Nachgreifen, um dieses zu verhindern. Wird hierbei nur ein Bein erwischt, kann es genauso zu Verletzungen und Brüchen kommen. Andererseits sind sie extrem neugierig und tauchen immer dort auf, wo sie am wenigsten vermutet werden. Und da inzwischen sehr viele Kaninchen viele Freiheiten genießen und bei Ihren Besitzern durch die Wohnung hoppeln, kann ein falscher Schritt fatale Folgen haben. Ebenso herabfallende Gegenstände: Irgendwo steht was an die Wand gelehnt, liegt lose auf einem Tisch o.ä., das neugierige Kaninchen schafft es garantiert, es in Bewegung zu versetzen.
Deshalb unsere Bitte an Sie: Tragen Sie Ihre Kaninchen nicht auf dem Arm, setzen Sie es nicht auf einen Tisch, um es z.B. zu bürsten oder ihm Medikamente zu geben, sichern Sie den Freilauf auch in ausreichender Höhe (auf einen Tisch oder die Küchenanrichte springen? Für viele Kaninchen kein Problem) und erklären Sie all dies auch ihren Kindern: Streicheln und Füttern gerne, aber bitte auf dem Boden.

Bei Fragen rund um das sichere Handling von Kaninchen sprechen Sie uns gerne an.
Ihr Team der Tierarztpraxis Holt