Tierarztpraxis Holt
Dr. Kathagen, Dr. Riecken, Dr. Sixt
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Kastration des weiblichen Kaninchens

Abgesehen von Freigänger-Katzen ist die Abwägung, ob ein Tier kastriert werden sollte, inzwischen sehr viel differenzierter als noch vor einigen Jahren. Und das ist auch gut so, denn ohne vernünftigen Grund sollte natürlich kein gesundes Organ entfernt werden. Eine unkontrollierte Vermehrung von Tieren in Gruppenhaltung zu verhindern kann so ein vernünftiger Grund sein. Die Rammler jung zu kastrieren und somit eine Isolierung von der Gruppe zu verhindern, ist also sinnvoll. Aber warum nun eine Kastration der Häsinnen?
Häsinnen leiden um ein vielfaches häufiger unter Veränderungen der Gebärmutter als andere Tiere. Oft kommt es schon bei jungen Tieren durch hormonellen Stress zu Verhaltensauffälligkeiten. Sie fallen durch ihr „zickiges“ Verhalten auf, jagen andere Kaninchen, knurren, attackieren teilweise ihre Besitzer oder markieren mit Urin. Auch Scheinträchtigkeiten mit Nestbau, Fellrupfen etc. treten vermehrt auf. Werden solche Tiere beim Tierarzt vorgestellt, wird oft eine Verdickung und Rötung der Vulva festgestellt und teilweise lässt sich die Gebärmutter durch die Bauchdecke ertasten. Zu diesem Zeitpunkt handelt es sich meistens (noch) um eine reine Verdickung der Gebärmutter mit vermehrter Sekretbildung. Aber je älter die Tiere werden, desto häufiger entstehen ernsthafte Probleme: die Gebärmutter füllt sich mit Flüssigkeit (selten auch Blut), entzündet sich oder es bilden sich Tumore.
Diese nahezu ausschließlich bösartigen Tumore (in der Regel Adenokarzinome) sind durch ein sehr aggressives Verhalten gekennzeichnet. Sie können die Gebärmutterwand durchbrechen und so zu weiteren Veränderungen in der Bauchhöhle führen. Außerdem streuen sie regelmäßig über die Blutbahn. Die Metastasen finden sich in erster Linie in der Lunge. Aber auch andere Organe wie das Gesäuge, Lymphknoten oder auch Knochen können betroffen sein.

Mehr als ein Viertel aller weiblichen Kaninchen (retrospektive Studie der Uni Berlin aus 2019) zeigen solche Gebärmutterveränderungen. Und da Kaninchen still leiden und Krankheitsanzeichen so lang wie irgend möglich verschleiern, fallen Symptome wie Bauchschmerzen, ruhigeres Verhalten etc. erst spät auf. Oft erst, wenn es schon zu spät ist, wie bei diesem Kaninchen. Es wurde vorgestellt, weil es nicht mehr gut laufen konnte. Schuld war eine Metastase im Kniebereich (grüner Kreis). Deutlich sieht man die stark vergrößerte, teils verkalkte Gebärmutter im Bauch (roter Kreis), die Metastasen im Gesäuge (gelbe Kreise) und die Metastasen in der Lunge (blaue Kreise).

Mit einer Kastration lässt sich ein solches Krankheitsbild zuverlässig verhindern und wird von uns auch als prophylaktischer Eingriff ausdrücklich empfohlen!

Natürlich bedeutet die Kastration des weiblichen Kaninchens eine längere (Voll-) Narkose als beim Rammler und damit auch ein erhöhtes Risiko. Diesem beugen wir vor, indem jedes Kaninchen einen venösen Zungang bekommt, über den es während der Narkose und auch danach Medikamente und Infusion erhält. Außerdem wird es während der Operation intubiert und kann so im Notfall beatmet werden. Unsere Überwachungssysteme (Atemmonitor, EKG etc.) informieren uns zudem sehr frühzeitig auch über kleinste Veränderungen. Auf diese Weise halten wir das Narkoserisiko so gering wie möglich. Außerdem sorgt ein gutes Wärmemanagement während der Narkose und das Anfüttern danach zusätzlich für eine schnelle Erholung. So gehören weibliche Kastrationen beim Kaninchen inzwischen zu den Routine-Eingriffen bei uns. Nach der Operation erholen sich die Tiere in der Regel sehr gut, Komplikationen sind selten. Durch eine intrakutane Naht und gutes Schmerzmanagement, lassen die Kaninchen ihre Naht in aller Regel in Ruhe und benötigen keinen Halskragen oder Body.